Ein Leben nach dem Freakstock...
So, damit mal wieder was aktuelles drinsteht... Nachdem wir die Pferderennbahn auf dem Boxberg der Verklärung zu Gotha im Rahmen des Freakstockabbaus in ein Panzerübungsgelände verwandelt haben, bin ich vollbeladen mit fünf Personen in den Süden zurückgeschossen. Koffer umpacken und die Klamotten waschen, die Unordnung in der Wohnung noch vervollständigen. Dann Sonntags früh nach Ansbach Rock-City, das übrigens gar nicht so dörflich ist wie ich dachte. Dort dann lecker Frühstück im Prinzessinnenturm zu Ansbach (view Pic) in bezaubernder Gesellschaft und Mittags auf den Regio-Godi der fränkischen Jesusfreaks nach Erlangen.
Dort dann auch endlich den hochgeschätzten Norbert getroffen und mit ihm und Tobi zurück nach Nürnberg gefahren wo wir Unterkunft hatten bei den Kuriertaschenmagnaten zu Nürnberg. War also ein gelungener Auftakt zu meiner dritten Urlaubswoche in Folge (nur kein Neid, gelle...). Dann Morgens in aller Frühe Zum Flughafen und zum ersten Flug meines Lebens. Bei der Gepäckkontrolle wurden sie allerdings bei der Durchleuchtung meiner Gerätschaft zur körperlichen Ertüchtigung etwas nervös, da sie es für eine gefährliche Waffe hielten... auf dem Rückflug war der Wiener Tip allerdings ein Tauchsieder. Nach dem diese Schwelle also glücklich genommen war, gings ins Terminal, in den Bus, zum Flugzeug, dann wieder zum Terminal und zurück in die Wartehalle. Offensichtlich war das Klebeband alle, um die Maschine wieder zusammenzutackern, aber irgendwo haben sie dann doch noch zwei Kabelbinder gefunden, so daß wir halbwegs pünktlich abheben konnten. Start mit Flugzeug stellt übrigens noch die AMG-Beschleunigung in den Schatten. Nach einer Stunde hatten wir schon wieder Boden unter den Füssen und wurden in Wien von Pater Philipp abgeholt. Am Ausgang standen allerhand Leute mit Firmen- und Namensschildern in den Händen um die Ankömmlinge in Empfang zu nehmen, aber wir haben sie glaub ich alle ausgestochen, mit unserem Mönch im Habbit... so eine Art Pimp-my-Welcome, haha.
Dann also mit dem Auto ins Zisterzienser Kloster Heiligenkreuz wo wir uns vier Tage aufgehalten haben. Die Zeit hat mich echt weitergebracht, ich habe gute Bücher gelesen und auf einen Teil meiner Fragen Antwort erhalten... auf welche füge ich vielleicht ein ander Mal an - vielleicht! Das Kloster an sich ist auch ziemlich beeindruckend, erstens mal durch seine Größe. Es ist alles Andere als die zurückgezogene Klause in der Natur mit dreieinhalb Mönchen in Zellen mit Wasser und Brot. Da kein Krieg das Kloster vernichtet hat, kann die Abtei auf fast 1000 Jahre ununterbrochene Geschichte zurückblicken. Für mich als Kind der evangelikalen Prägung war es natürlich auch der erste Kontakt mit diesem "Staight-Edge-Katholizismus". Angegebener Link ist vielleicht hilfreich zum Verständnis. Ihnen fehlt zwar der Snobismus einiger dieser Hardcoremusik-Jünger, gemeinsam ist ihnen aber ein gewisses stolzes Bewußtsein, daß sie die Härtesten der Harten, die Krassesten der Krassen sind. Die Stundengebete der Mönche sind alle auf Latein, so dass man ohne diese Sprachkenntnis echt aufgeschmissen ist. Trotz der eher abtörnenden Sprachbarriere drei Punkte um die Entscheidung zu verteidigen: Erstens ist das Chorgebet Teil des internen Lebens der Mönche. Zuwendung an das Volk geschieht zu anderen Tageszeiten in Form von Priesterdienst und Seelsorge an verschiedensten Baustellen. Am Chorgebet an sich kann man teilnehmen, was schon Gnade genug ist. Das Abendkomplet als der schönste Teil (inklusive Lightshow) ist sogar für die Besucher übersetzt, ansonsten muß man eben Latein können - die Mönche können das und verstehen das. Warum also was ändern? Zweitens Ist die Hingabe ziemlich beeindruckend zu beobachten. Benjamin, der später angereist ist, hat es treffend ausgedrückt: Obwohl das Brevier und die gleichen liturgischen Lieder seit tausend Jahren die gleichen sind, hat man trotzdem den Eindruck, als würden die Mönche die Worte zum ersten Mal sprechen, es ist nichts heruntergeleiert oder langweilig. Drittens: Am Dienstag der Woche war Maria Himmelfahrt, was aus Gründen des katholischen Glaubens ein hoher Feiertag ist, und da sich da der Gründungstag des Klosters ebenfalls jährt, wir der Tag auch im Kloster hoch begangen. Im Rahmen des feierlichen Gottesdienstes wurde ein Stück aus dem neuen Testament auf deutsch gesungen und im vergleich zum lateinischen muss man einfach sagen: Es klingt nicht. Den Text auf deutsch zu singen hat einfach keinen Style.
Norbert war dank seiner Lateinkenntnisse und den bereits geschlossenen langjährigen Freundschaften mit den Mönchen natürlich wesentlich enger integriert als ich, was auch ganz verständlich war. Mich hätten einige Dinge vielleicht mehr überrascht, wenn mich Norbert nicht schon in vorhergehenden Gesprächen darauf eingestimmt hätte, allerdings hätte ich dann auch weniger verstanden oder wäre mit mehr Vorbehalten hingefahren. Alles in Allem muß ich im Blick auf die katholische Kirche sagen, daß sie die gemeinsamen Aspekte des Glaubens wesentlich klarer ausdrücken und meiner Meinung nach wesentlich evangelischer sind als ein Großer Teil der Landeskirche :-). Trotzdem stellen sich bei mir natürlich nach wie vor die Nackenhaare auf, wenn im Gottesdienst die körperliche Aufnahme von Maria in den Himmel als zu glaubende Tatsache dargestellt wird, zu der keine Bibelstelle verfügbar ist. Auch mit der Heiligenverehrung habe ich nach wie vor begründete Probleme, allerdings glaube ich inzwischen auch wie Norbert, daß das keine Gründe sind, die uns als Glieder an einem Leib trennen. Andererseits ist es natürlich auch zum Schmunzeln, das im Hinblick auf uns bei den Katholiken ebenfalls gewisse Vorurteile bestehen. Vereinzelt hoben sich die Augenbrauen auch schrittweise nach oben, daß ich als Jesusfreak erstens nicht Teil der römisch-katholischen Kirche bin, zweitens nicht der evangelischen Landskirche angehöre und wir drittens nicht mal den Status eine Freikirche beanspruchen. In einem Satz eben ein rebellischer Haufen, der sich nicht unterzuordnen weiß und deswegen einen eigenen Club aufmacht und die eigene Erkenntnis über alles stellt und sich somit vom Leib Christi abspaltet. Das hat allerdings keiner der dort Anwesenden artikuliert, aber vereinzelt habe ich das aus Halbsätzen und Reaktionen herausgelesen. Und man muß zugeben daß die Vorwürfe nicht ganz unbegründet sind. Zerfaserung in zig Lager ohne eine gemeinsame Leitung und Richtungsangabe ist ein Problem daß die römisch-katholische Kirche nicht hat. Abschließend noch der Buchtip von mir, ein Geschenk von Pater Philipp, der über das Thema seine Diplomarbeit für das Priesteramt schreibt: Die Theologie des Leibes von Papst Johannes-Paul dem Zweiten. Wer schon alle Bücher a la "Ungeküsst und doch kein Frosch" und ähnliches gelesen hat und daher meint er wisse alles, was es zu dem Thema zu sagen gibt: Kauft euch die Kurzzusammenfassung, denn das ist wirklich nochmal GANZ was Anderes.
2 Comments:
Tja ich glaube wiedereinmal ist dein Status als "Säule der Gemeinde" (Stuggifreaks)untermauert wurden.
Dich kann man beruhigt zu den Kathos und anderen christlichen Merkwürdigkeiten ;-) schicken, ohne das du gleich den Freakkeyholder gegen die Rosenkranzkette tauschst.
Macht Spaß mit dir! (Achim's sind einfach eine gute Erfindung!)
guter Text... Es war so, wie´s eben is. Ich fand die Tage dort auch sehr sehr schön und bin mal wieder schweren Herzens zurückgeflogen.
Eins steht fest: Wir sind Kinder des einen Vaters und Erlöste des einen Herrn Christus. Sehr geil.
Und hey, achims - es geht auch beides, freakkeyholder und Rosenkranz... hähä
Sach servus
Kommentar veröffentlichen
<< Home