...hol den Philosoph raus

Stellungskrieg

Und so liegen wir, eingegraben in die Sicherheiten die wir zusammenraffen konnten. Probleme, Sorgen und Gedanken sind aufgereiht wie in einem Patronengurt, der unablässig in das Magazin läuft, wie ein Stiefel, den wir angesetzt haben, ohne ihn leeren zu können. Den Abzug gedrückt im Dauerfeuer sehen wir ohnmächtig zu, wie der Schlagbolzen an der Flut der Munition zu ersticken droht. Selbst wenn der Lauf schon rot glüht, sind wir bestrebt, zwei Kugeln auf einmal durch die Kammern zu jagen. Das Wissen um die Unmöglichkeit hält uns nicht davon ab, es ständig aufs Neue zu versuchen. Gefangen in der Vorstellung, verlorene Stellungen gegen eine niemals zusammenbrechende Front zu verteidigen, dröhnen unsere Ohren und zittern unsere eigenen Hände von dem Mündungsfeuer, das wir selbst verursachen. Ziel ist nicht zu treffen - Ziel ist, zu feuern. Bis an die Knien stehen wir in leergeschossenen Hülsen von Lösungen, bewältigte Schwierigkeiten, die, vom Pulverdampf noch schwanger, in den Staub der Vergangenheit fallen. Der noch zu erzeugende Kugelhagel sorgt dafür, dass die Vergangenheit direkt ins Archiv und von da direkt in den Shredder wandert. Und so wird es weitergehen, bis alles Pulver verschossen ist. Eine Ladehemmung fürchten und sehnen wir zur selben Zeit herbei. Alle Sicherungen sind bereits überbrückt, alle Abscherstifte mit der gehärteten Variante ersetzt. Materialermüdung passiert im Kopf, passiert Anderen, passiert aber auf jedenfalls niemals und auf keinen Fall uns.