
Weihnachten ist toll. Es gibt Essen, welches mehr als einen Topf benötigt, und das gibts ja bei mir sonst nur wenn ich Gäste habe, die ich beeindrucken will. Insofern ist jegliches Geliebäugel mit Weightwatchertendenzen wieder in weite Ferne gerückt. Aber es ist toll, an Weihnachten zu Hause zu sein. Mir tun nur alle Leid, die in diesen Tagen keine vernünftige Familie haben, zu der sich eine Heimreise lohnt. Ich jedenfalls habe eine solche. Die Familie des Tiny Tim aus der Christmas Carol ist dagegen jedenfalls die reinste ungehobelte Räuberbande :-). Im Gottesdienst waren wir auch, in der FEG. Naja, der Gottesdienst war jedenfalls alles andere als die weihnachtliche Dienstleistung, welche ein Jahresgast von einer Kirche erwartet. Keine bekannten Weihnachtslieder, Weihnachten als Beginn von Ostern, und das die Krippe ohne Kreuz sinnlos geblieben wäre. Eigentlich hätten wir auch "Oh Haupt voll Blut und Wunden" als Schlußlied anstimmen können. Jedenfalls war alles wahr und richtig, also keinen Schrott gepredigt. Allerdings ist es fraglich, ob man den einmaligen Gästen an diesem Abend so an den Karren fahren muß. Mehr Liebe und Ermutigung statt einer theologischen Breitseite wären da meiner Meinung nach schon nicht schlecht gewesen.
Zugfahren ist übrigens immer noch so, wie vor 15 Jahren, sogar die Tickets sehen noch gleich aus. Allerdings kann man andere Leute nicht mehr auf der Bahncard mitnehmen, weshalb für mich die Fahrt nun doch teurer geworden ist, als ich zuerst angenommen hatte. Zudem mußte ich auf Claudias Begleitung verzichten, denn sie hatte einen Zahnarzttermin. Und nun haltet euch fest: nach über zwanzig Jahren ihres jungen Lebens der allererste Termin, bei dem gebohrt werden muß. Ich kann bei sowas ja nicht mitreden. Vor Muskelschwund im gesicht brauche ich jedenfalls keine Angst zu haben, denn bei der Anzahl von Plomben kann ich meine Nahrung auch ohne weiteres mit der Hilfe von Elektromagneten zerkauen. Somit war ich also allein auf Fahrt, aber zumindest konnte ich die neue Neon lesen, und weiß nun wieder genau, wie die Generation der 30-jährigen Peter Pans zu ticken hat.
Das Fernsehprogramm ist auch ziemlich mau, ich hatte es jedenfalls wesentlich besser in Erinnerung. Über die Feiertage hat man doch sonst immer einen Blockbuster nach dem Anderen gesehen. Viel zu verpassen scheine ich ohne Fernsehanschluß ja nicht. Zumindest habe ich noch den Schwanz von drei Nüsse für Aschenbrödel gesehen. Dazu muss man noch nicht mal einen Platz auf der Couch von Günthers ergattern.